Es ist nicht verwunderlich, dass gerade in Düsseldorf mit seiner sehr großen japanische Gemeinde auch ein wunderschöner japanischer Garten entstanden ist. Er liegt am japanischen Kulturzentrum und umrahmt den dortigen Tempel. Ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit!
Der japanische Garten unterscheidet sich ganz deutlich vom klassischen chinesischen Garten. Japanische Gärten sind von der Zen-Kultur stark beeinflusst. Dem Laien fällt die große Präsenz von geharkten Kiesflächen auf, die mit Findlingen ein spannungsreiches Ensemble bilden. Typisch ist die große Vielfalt an kunstvoll beschnittenen Bäumen, "Bonsai" im Großformat. Diese Gärten strahlen eine große Ruhe und Ordnung aus, denn genau dafür wurden sie erschaffen.
Sie bestehen aus einer Vielfalt von abstrakten Konzepten, von idealtypischen Symbolen, die uns zum Betrachten, zu Kontemplation und Meditation einladen sollen. Ein Stein ist in ihnen nicht bloß ein Stein, sondern der Ankerpunkt für unsere Gedanken, deren ständiger Fluss hier zum Schweigen gebracht werden soll. Ein Zen-Meister beschreibt ein solches Konzept, die Kiesfläche als "trockenes Wasser" sehr treffend: "Eine wirkliche Wasserfläche in einem Garten ist einfach nur ein Tümpel, während trockenes Wasser den Geist eines Ozeans widerspiegelt". Der japanische Garten ist ein intellektueller Garten, bei dem Gestaltungselemente und Pflanzen zu einem gedanklichen Konstrukt führen sollen. Währen der chinesische Garten eine Miniatur der Welt und das Universelle abbilden möchte, dient der japanische Garten der Besinnung auf sich selbst.
Nichts darf ablenken, deshalb beschränken sich japanische Gärten in der Regel auf wenige Pflanzengattungen, die meistens großflächig, oft in mehreren Sorten, eingesetzt werden. Sie bestechen durch den Einsatz von vielen unterschiedlichen Blattstrukturen, die Spannung mit den eher minimalistischen Steinflächen erzeugen. Ein Besuch dieses Tempelgartens bietet sich in jeder Jahreszeit an, jedoch bildet der Frühling mit der spektakulären Kirschblüte, auf die das Farbenvielfalt der Azaleen und die beeindruckenden Päonienblüten folgen, einen Höhepunkt des Gartenjahres. Im Sommer treten Farben in den Hintergrund, dafür sorgen die Grüntöne und Blattstrukturen der Pflanzen für eine ruhigere, dennoch abwechslungsreiche Stimmung. Zum Herbst kommt wieder die Farbe ins Spiel. Besonders Ahorn, aber auch Hartriegel und weitere Gehölze zeigen spektakuläre Farbwechsel, bevor die Blätter fallen.
Der Winter macht die Bühne frei für die Immergrünen, besonders die in idealisierte Formen geschnitten und gezogenen Kiefern. Sie müssen sich die Aufmerksamkeit des Betrachters nur mit wenigen, meisterlich eingestreuten Gehölzen wie der Mahagonikirsche teilen, deren spektakuläre Rinde in der nun blattlosen Zeit voll zu Geltung kommt.
Ein wesentliches Gestaltungselement sind die Kiesflächen, das "trockene Wasser". Es entspringt als Wasserfall hoch in einem Ahornwäldchen und fließt dann als kleiner Fluss unter bewusst verschiedenartigen, kleineren Brücken in ein großes Becken, über das eine mächtige Brücke den Weg in Richtung des Tempels auf dem Berg weist. Hier finden sich alle Aspekte der Formenschule des Feng Shui. Der Gebäudekomplex besitzt einen starken Rücken in Form einer hohen Mauer, während sich nach vorne der Blick über einen Hang auf den offenen Garten öffnet.
Das Chi kann sich im Garten verteilen, bevor es durch die große Brücke zum Tempel hin geleitet wird. In diesem Garten kann man sich viele Inspirationen zur Gestaltung des eigenen Gartens holen. Man findet hier Beispiele für interessante Pflanzkombinationen, die einen Garten attraktiv und die Jahreszeit erlebbar machen oder die Strukturierung eines Gartens mit Wegen, deren Belag bewusst wechselt. Vieles lässt sich auch in unseren westlichen, zumeist kleineren Privat-Gärten sehr gut anwenden.
Das soll aber bitte ausdrücklich nicht als Alibi für die "Vorgärten des Grauens" missverstanden werden, in denen Steinwüsten mit Industrieware aus dem Baumarkt verunstaltet oder religiöse Symbole ohne jede Sensibilität eingesetzt werden. Um aber einen authentischen japanischen Garten wirklich zu verstehen, muss man sich deshalb mit der Philosophie des Zen und dem Buddhismus beschäftigen. Denn so ein Garten ist durch das, was er verkörpert, erst so berührend und einzigartig!
Neben dem EKO-Garten gibt es in Düsseldorf im Nordpark einen weiteren, öffentlich zugänglichen, japanischen Garten. Hier kann man sich dann davon überzeugen, dass japanische Gärtner "trockenes Wasser" nicht einsetzen, weil sie mit "nassem" Wasser nicht umgehen wollen. Weniger spektakulär, aber auch sehr charakteristisch und einen Besuch wert.
EKŌ-Haus der Japanischen Kultur e.V.
Berger Str. 12
40547 Düsseldorf
Öffnungszeiten:
Dienstag - Sonntag 13.00 -17.00 Uhr
(außer an Feiertagen und in der Schließungszeit)
Ich freue mich auf Feedback und persönliche Erlebnisse!
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